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Zum Hofe 43 aus Licht, Pigmenten und feinen Feder- strukturen erstrahlt ein echtes Pracht- gefieder. Dabei produziert der Vogel Melanine für schwarze, rötliche und braune Töne selbst. Weitere Rot- und Gelbtöne bezieht er aus seiner Nahrung. Findet ein Flamingo in seinem Futter bei- spielsweise keine Carotinoide, dann ver- blasst sein rosa Gefieder. Das ist aber erst der Anfang der Feder- kunde, wie Nüsslein-Volhard auszufüh- ren weiß: „Die Farben können durch besondere Strukturen in den Federn stark abgewandelt werden. Luftgefüllte Hohlräume lassen Strukturen weiß er- scheinen, da Licht aller Wellenlängen ge- streut wird; über schwarzem Melanin erzeugen sie blaue Farbtöne“, erklärt sie und weiter: „Blaue und grüne Farbtöne entstehen auch durch melaninüberla- gernde Strukturen, die Licht in be- stimmten Winkeln reflektieren. Innerhalb von Zellen gebildete Nanostrukturen aus dünnen Plättchen interferieren mit Licht und erzeugen so Schillerfarben oder, über schwarzem Pigment ausgebreitet, blaue Farbtöne. Durch eine zusätzliche, übergelagerte gelbe Farbschicht entste- hen grüne Farbtöne.“ Die ganze Angelegenheit ist also kom- pliziert und, zugegeben, ein wenig verwirrend. Selbst die Biologin Nüsslein- Volhard kommt angesichts dieser Bunt- heit zu dem Schluss: „Besonders bei Vögeln gibt es die unglaublichsten Far- ben, Texturen und Muster, aber über deren Entstehung wissen wir so gut wie nichts.“ Beunruhigen muss sie das ebenso wenig wie uns, steht uns doch der Altvater der Farbenlehre, Johann Wolfgang von Goethe, zur Seite: „Das schönste Glück des denkenden Men- schen ist, das Erforschliche erforscht zu haben“, sagt er und fügt gütlich hinzu, „und das Unerforschliche ruhig zu verehren.“ NACH DER PRAXIS Tiere, die wie Pinguine in Kolonien oder sozialen Gruppen leben, erkennen einander an ihrer Musterung. Der Kolibri ist für seine blitzschnellen Flug- künste bekannt. Dabei verändert sich sein schimmerndes Federkleid von Rubinrot bis Smaragdgrün. Verantwortlich für diesen Effekt sind seine Gefiederstruktur und der Einfallswinkel des Lichts. Bei genauer Betrachtung ist es durchaus rätsel- haft, wie ein filigran gemustertes Gefieder überhaupt entsteht. Schließlich wächst jede Feder getrennt von den nebenstehenden.

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