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QS-Wissenschaftsfonds – Welchem Schallpegel sind Ferkel im Stall ausgesetzt?

09.10.2023 | Tierhaltung/Transport | Fleischwirtschaft | QS System

23 10 09 TIHO Hannover

Gemäß der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) soll im Aufenthaltsbereich von Schweinen ein Schallpegel von 85 dB (A) nicht überschritten werden. Doch welchem Schallpegel sind Schweine in heutigen Haltungssystemen tatsächlich ausgesetzt? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein über den QS-Wissenschaftsfonds gefördertes Projekt der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo).

Das Team um PD Dr. Michaela Fels und Prof. Dr. Nicole Kemper führte im Rahmen des Forschungsprojekts Ermittlung des Schallpegels in der Ferkelaufzucht mit Bezug zu Tier- und Arbeitsschutz Erhebungen zum vorherrschenden Schallpegel in 15 Ferkelaufzuchtbetrieben durch. Zusätzlich erfolgten in drei Betrieben Messungen des durchschnittlichen Schallpegels über den gesamten Zeitraum der Aufzucht, wobei auch lärmintensive Maßnahmen (u. a. Impfen, Ein- und Ausstallen, Kastrieren) Berücksichtigung fanden.

Ergebnis: In den 15 untersuchten Ferkelaufzuchtbetrieben wurde ein mittlerer Schallpegel von ca. 62 dB(A) gemessen. Im Maximum lag dieser bei 76 dB(A), wobei diese Schallspitzen häufig auf eine erhöhte Aktivität der Tiere im Abteil zurückzuführen waren. Zusätzlich hatte der Betrieb von mechanischen Lüftungsanlagen, insbesondere von Futterganglüftungen einen Einfluss auf den Schallpegel in den Ställen. Auch in den drei Ställen, in denen während der gesamten Zeit der Aufzucht Messungen durchgeführt wurden, blieben die ermittelten Schallpegel mit einem Mittelwert von 67 dB(A) unter dem TierSchNutztV- Grenzwert von 85 dB(A). Kurzzeitige, über dem Grenzwert liegende Schallspitzen wurden zum Beispiel bei der Nutzung von metallischem Beschäftigungsmaterial durch die Tiere registriert. Bei der Durchführung bestimmter Maßnahmen, wie dem Aus- und Einstallen (mit Treibpaddel-Einsatz) bzw. bei der Durchführung der Betäubung der Ferkel vor der Kastration, lagen die Maximalwerte temporär über einem Wert von 120 dB(A).

Trotz des überwiegenden Unterschreitens der Grenze von 85 dB(A) sieht das Team der TiHo Optimierungspotenziale. Die gemessenen Grundschallpegel in den Ställen sind vergleichbar mit der Dauereinwirkung einer Zimmerlautstärke von Radio/TV bis hin zur Größenordnung stark befahrener Straßen. Beim Neu- und Umbau von Stallanlagen sollte insbesondere auf die Lautstärke der Lüftung geachtet und der Einsatz von Treibpaddeln überdacht und wenn möglich reduziert werden. Auch bei Routinetätigkeiten, wie dem Ein- und Ausstallen der Tiere, wird das Tragen eines Gehörschutzes empfohlen.

Den vollständigen Abschlussberichts des Forschungsprojekts finden Sie hier.

 

 


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