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Zum

Hofe

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PRAXIS

IN DER

Was Tierarzt und Landwirt gleichermaßen erfreut, zeigt sich

auch als wertvolle Maßnahme in Sachen Antibiotikareduk-

tion. „Das stimmt “, nickt Selmair. „Denn jedem Rindertier-

arzt ist auch ohne Monitoring klar, wo wir 90 Prozent der

Antibiotika verbrauchen: dort, wo die Kälber aus den ein-

zelnen Milchviehbetrieben zusammenkommen und fleißig

ihre Erreger austauschen.“ Das geschieht nicht nur bei den

Fressererzeugern, sondern auch bei Rindermästern wie

Josef Hupfer, der direkt Kälber kauft. Er kennt sich mit

Grippe und Durchfall aus, sind sie doch typische Erkran-

kungen in seinen frisch zusammengewürfelten 40er Abtei-

len. Der Tierarzt begegnet ihnen mit oral gegebenen

Fütterungsarzneimitteln wie Tetrac. Zwei- bis dreimal in der

Woche besucht Selmair den Hof während dieser Phase, bis

sich rund 14 Tage nach dem Einstallen wieder alles beruhigt

hat. Bis dahin kümmert sich der Familienbetrieb intensiv

um die Betreuung der Tiere. „Meine Mutter wohnt direkt

neben dem Kälberstall und macht jeden Abend vor dem

Zubettgehen die letzte Runde“, erzählt Hupfer anerken-

nend. „Sie hat ein gutes Auge, das ist Gold wert.“

Neben der intensiven Betreuung der Tiere sieht Selmair vor

allem in der Haltung eine wesentliche Stellschraube hin zur

Antibiotikareduktion: „Das Stallklima muss stimmen. Hier

hat sich in den letzten 30 Jahren – neben den Impfungen

– aber auch schon unheimlich viel verbessert.“ Als Hupfer

2008 seinen Bullenstall modernisierte, konnte ihm sein

Hoftierarzt auch hier wertvolle Ratschläge geben. Zum Bei-

spiel: die Einrichtung von Krankenabteilen. Drei separate,

zum Teil mit Gummibelegen ausgestattete Boxen stehen

nun für kranke oder einfach geschwächte Tiere zur Verfü-

gung. „Die haben sich schon dreimal rentiert“, begeistert

sich Hupfer. Selmair ergänzt: „Mit ihrer Hilfe bringen wir 80

Prozent der kranken Tiere so weit, dass sie fertig ausge-

mästet werden können.“ Und auch für das eigene Leib und

Leben sei gesorgt: In den Einzelboxen lässt sich auch ein

450 Kilo schwerer Bulle nicht nur gut, sondern auch sicher

behandeln.

Kranke Bullen lassen sich in den drei Einzelboxen leicht – und sicher –

behandeln. Ausgelegte Gummimatten bieten einen Ruheplatz.

„Früher Feuerwehr,

heute Berater.“