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Hofe

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IN DER PRAXIS

freundliche Kletterpflanzen, die sich in Lüftungsschächte

schieben – allesamt Einfallstore für Erreger. Wilms-Schulze

Kump schüttelt den Kopf. Für ihn fängt Tiergesundheit bei

der wohlüberlegten, sauberen Stalllogistik an. Einige Vor-

träge hielt er bereits zu diesem Thema. Denn im Umkehr-

schluss profitiert auch der Tierarzt Wilms-Schulze Kump von

dem Landwirt in ihm: „Wenn ich im eigenen Stall etwas

ausprobiert habe, kann ich ganz anders mit den Tierhaltern

sprechen. Das kommt an.“

Dass ihm das Aufbereiten und die Weitergabe seines ge-

sammelten Erfahrungsschatzes Spaß macht, ist eindeutig.

Immer wieder greift er auf eine seiner zahlreichen Power-

Point-Präsentationen zurück, die er bei Vorträgen vor Land-

wirten wie Tierärzten zeigt. Vorträge, die im Moment bei

ihm angefragt werden, drehen sich vor allem um Antibioti-

kareduktion. „Das ist gerade in“, sagt er und verzieht den

Mund. In gewisser Weise ärgert ihn „der ganze Rummel.

Als hätten wir uns früher nicht darum gekümmert.“

Wie sehr er sich selbst um das Thema bemüht, zeigt der

QS-Therapieindex seines eigenen Mastbetriebs, den er frei-

mütig aufruft: 2014 setzte Wilms-Schulze Kump in nur

einem von acht Durchgängen Antibiotika ein. Eine wesent-

liche Ursache seiner kerngesunden Herden sieht er in sei-

nem aktuellen Steckenpferd: in den Probiotika. Bevor neue

Küken kommen, spritzt er seinen tadellos – mit Laborbe-

fund – gereinigten Stall mit den Mikroorganismen aus. Das

wirkt. Nicht nur daheim. Auf dem Monitorbildschirm er-

scheinen andere Betriebe, mehrere Therapieindexe lösen

einander ab. Bei gut 30 Hähnchenmästern setzt der Tierarzt

seine Probiotika-Prophylaxe bereits ein. Die Erfolge können

sich sehen lassen. Das motiviert zu mehr Tatendrang. Wäre

nur genug Zeit da, die gesammelten Zahlen adäquat aus-

zuwerten, der umtriebige Tierarzt hätte eine Sorgenfalte

weniger. Einen Laborraum hat er jedenfalls schon mal leer-

geräumt, hier will er weiteres Datenmaterial in Sachen Pro-

biotika generieren. Wäre nur, verflixt, genug Zeit da.

Womit ein Stichwort gefallen ist, an dem sich partout nicht

vorbeikommen lässt: „Die Zeit“. Die auflagenstarke Wo-

chenzeitung brachte Ende 2014 eine vierteilige Serie mit

dem Titel „Tödliche Keime“. In Teil zwei war Wilms-Schulze

Kump dabei. Ganz groß. Ein Foto zeigte ihn im grünen Stall-

Overall. Unter der Schlagzeile „Dauernd Stoff vom Arzt“ fan-

den sich Aussagen wie „Ohne Antibiotika würden viele

Nutztiere bis zur Schlachtung gar nicht überleben – ein

gutes Geschäft für die Tiermediziner.“ Der Artikel begann

mit dem Satz „Der Teufel trägt einen grünen Overall.“ Wie

ist es ihm ergangen, als er sich so beschrieben sah? „Ich

habe laut gelacht“, antwortet er. „Wobei viele das Wort-

spiel mit dem Filmtitel ‚Der Teufel trägt Prada‘ nicht ver-

standen haben. Schlussendlich wurde rund 50 Prozent von

dem, was ich inhaltlich unterbringen wollte, gedruckt. Am

Ende stehe ich sogar ganz gut da.“ Wilms-Schulze Kump

nimmt es sportlich. Warum? „Eine Werbekampagne für un-

sere Form der Tierhaltung durfte man eben nicht erwarten“,

antwortet er. Also gut, nächstes Thema.

„Wenn ich im eigenen Stall etwas

ausprobiert habe, kann ich ganz

anders mit den Tierhaltern

sprechen. Das kommt an.“