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Hofe

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tun habe. Hier komme dem Mediziner auch zukünftig eine kostbare

Schlüsselrolle zu. Diese mit Leben zu füllen, sei allerdings gewiss

abhängig vom Tierarzt selbst und seiner Persönlichkeit, räumt der

Schweinepraktiker ein.

Eine Vergütung nach Stunden, die er für seine Beratungsleistung be-

rechnen könnte, verlangt Palzer bei seinen Bestandskunden übrigens

nicht. Sie ist in der Jahrespauschale für die allgemeine Bestandsbe-

treuung integriert. „Ich fürchte eben, dass die Arbeit schlechter wird,

sobald ich anfange, Stunden zu zählen. In jedem Landwirt tickt eine

innere Stechuhr. Auf die Beratungsqualität kann sich das nur negativ

auswirken“, glaubt Palzer, der vor sieben Jahren – als dritter Inhaber –

in die Tierarztpraxis Scheidegg einstieg. Die Gemeinschaftspraxis ist

ganz auf Schweine spezialisiert, wobei ein Kleintierbereich angeschlos-

sen ist. Insgesamt zählt das Team 15 Köpfe. Darunter neun Tierärzte,

zu denen derzeit drei Doktoranden gehören. Auch Palzers Ehefrau ist

vom Fach und arbeitet im Kollegenkreis.

Doch zurück zum Thema Prophylaxe, das mit der Beratung bereits

zur Sprache kam: Die meisten Höfe, deren Bestandsbetreuung die

Tierarztpraxis Scheidegg innehat, liefern in das QS-System und neh-

men damit am QS-Antibiotikamonitoring teil. Die Datenübertragung

von der QS- zur HIT-Datenbank läuft automatisch. Die Antibiotikare-

duktion ist für Palzer selbstverständliches Tagesgeschäft und seiner

Meinung nach auch in den Betrieben längst angekommen. In der

praktischen Bestandsbetreuung setzt er gerne auf Ergänzungsfut-

termittel, die den allgemeinen Gesundheitszustand stabilisieren:

„Probiotika, Präbiotika, Säuren – damit kann man viel machen. Nicht

alles, aber viel“, bilanziert er. Da die meisten seiner Landwirte ihr

Futter selbst mischen, lassen sich die Mittel leicht einbringen. Das

gilt auch für Armin Hügle. Er betreibt zudem ein eigenes, detailliertes

Futtermonitoring. Anders ausgedrückt: „Er schreibt sich einfach alles

auf. Das schafft eine Datenlage, mit der sich bestens arbeiten lässt“,

findet sein Hoftierarzt. Und? Zahlt sich der ganze Aufwand aus, den

Hügle letztlich zusätzlich betreibt? Palzer wiegt den Kopf: „Kaufmän-

nisch kann ich das nicht beurteilen. Aber wenn es um die Tierge-

sundheit geht, dann auf jeden Fall.“ Die QS-Antibiotikadatenbank

bestätigt dies: Hügles Mastschweine und Aufzuchtferkel haben,

Quartal für Quartal, einen Therapieindex von null.

Seit 2015 sitzt Palzer im Präsidium des Bundesverbands Praktizie-

render Tierärzte, bpt. Seither beschäftigt ihn die Antibiotikareduktion

umso mehr. So sind es auch die Themenbereiche „Arzneimittel“ und

„EU“, die in sein Ressort fallen. Zudem leitet er eine neu geschaf-

fene Arbeitsgruppe, die sich mit der AMG-Novellierung befasst. Als

wäre all dies nicht genug, engagiert sich der Privatdozent Palzer,

der Anfang 2016 habilitierte, an der Tierärztlichen Fakultät der

Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, LMU. „Erst gestern be-

suchten uns Studierende, drei Stunden haben wir zusammen auf

einem Betrieb verbracht“, erzählt der Hoftierarzt, der fest an eine