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Hofe
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PRAXIS
kennen Sie die fachlich richtige Arbeit. Dem Verbraucher ist
das aber kaum zu vermitteln“, erklärt sie. Wenn dann die
Emotionen hochschießen, hat es die Fachkompetenz schwer.
Bei situativ überforderten Laien nachvollziehbar, in Politik
und Journalismus aber nicht hinnehmbar. „Wir haben nichts
zu verbergen, und wir haben auch keinen Grund, uns zu
schämen“, bezieht sie Position.
Schwierig für die Veterinärin wird es dann, wenn sich Be-
standskunden von vermeintlichem Druck verunsichern las-
sen. Aus Angst übersehen sie plötzlich wichtige Signale aus
der Herde. „Sind Tiere jedoch auffällig und als krank diag-
nostiziert, müssen sie behandelt werden. Auch mit Antibio-
tika“, unterstreicht sie eindrücklich. Als geborene
Optimistin sieht sie aber auch Positives in der öffentlichen
Kritik: eine fortwährende Weiterentwicklung in Landwirt-
schaft und Tiermedizin. Daraus resultiert beispielsweise
die heutige Immunprophylaxe. Richtungsweisende Denk-
anstöße erhofft sie sich auch von der derzeit viel bespro-
chenen HIT-Datenbank. Mehr aber nicht: „Die Maß-
nahmenpläne, die auf Betriebe mit hohem Therapieindex
zukommen sollen, leben wir in der intensiven Bestandsbe-
treuung ohnehin schon“, bilanziert sie.
Dass es heute aber ohne ein grundsätzlich transparentes
Miteinander nicht mehr funktioniert, davon ist sie über-
zeugt. „Mein Vater sagte immer: ‚Bei diesen ganzen Audits
und Kontrollen wollte ich kein Landwirt mehr werden.‘ Ich
sehe das anders. Die Transparenz, die daraus erwächst,
stärkt uns. Ich möchte nicht mehr auf sie verzichten wol-
len“, sagt die Tierhalterin, Veterinärin und Verbraucherin.
Und unterstreicht: „Ich bin überzeugt, dass wir gesunde,
hochwertige Lebensmittel erzeugen, die ich übrigens auch
selbst sehr gerne esse.“ Was sie jedoch schmerzlich ver-
misst, ist ein politisches wie mediales Vertrauen in die
Nutztierhaltung. Das Potenzial zur Verbesserung sieht sie
in der Landwirtschaft selbst, ermutigt von diesjährigen Zah-
len der renommierten Marktforschungsgesellschaft GfK: 81
Prozent der Deutschen vertrauen demnach Landwirten.
Damit rangiert die Berufsgruppe – nach Nothelfern wie Feu-
ermännern sowie Apothekern und Piloten – ganz oben.
Und – was wünscht sich Alexandra Engels für die Zukunft?
„Mehr Zeit für Familie und Hobbys“, antwortet die passio-
nierte Reiterin und Jägerin. „Während ich früher auf dem
Hochsitz unheimlich gut entspannen konnte, werde ich
heute nur nervös“, gesteht sie zähneknirschend ein. In der
Ruhe des Waldes rattern die offenen Fragen in ihrem Kopf.
Trotzdem muss zum Ende des Tages eine letzte gestellt
sein: Was gefällt ihr wohl besser – die Arbeit in der Praxis
oder auf dem Hof? „Was man macht, ist eigentlich egal,
Hauptsache man ist mit Herzblut dabei“, antwortet sie mit
derart blitzenden Augen, dass sich jede Nachfrage von
selbst erledigt.