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Zum
Hofe
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PRAXIS
Agrar- und Wissenschaftsjournalisten, die ihn bei seiner Wi-
kipig-Arbeit unterstützen möchten, sind ihm übrigens herz-
lich willkommen.
Denn Nathaus hat viel vor und noch mehr zu tun. Sein ak-
tuelles Lieblingsprojekt ist eine praxiseigene Software in-
klusive Antibiotikamonitoring-Datenbank, die er 2011 zu
entwickeln begann. Ihn und seine Kollegen interessierte
über das damals anlaufende QS-Antibiotikamonitoring
hinaus, wie viel Wirkstoffe sie in welchen Fällen einsetzen.
Es ging ihnen weniger um das Produkt oder die Verkaufs-
einheit, sondern um genaue Mengen verabreichter Tetracy-
cline oder Aminoglykoside. Nach einiger Entwicklungszeit
errechnete diese Mengen bald eine eigene Datenbank aus
der Arzneimittelverschreibung heraus, die die Praxissoft-
ware ohnehin dokumentiert. Nun galt es, die gewonnenen
Werte auf die Diagnostik und die Leistung des jeweiligen
Betriebs zu beziehen. Warum? „Wenn ich beispielsweise
eine Verdachtsdiagnose auf einen bestimmten Erreger
habe, verrät mir die Datenbank direkt, wie oft wir in den
letzten Jahren welchen Wirkstoff mit wie viel Erfolg einge-
setzt haben. Diese Information sichert den Ersteinsatz so
weit als möglich ab – noch bevor das Laborergebnis ein-
trifft“, erklärt Nathaus, der im Sinne einer modernen Epi-
demiologie sowohl den kompletten Betrieb als auch sein
gesamtes Praxisgebiet betrachten kann.
Eine neue Software soll aus der vorhandenen Datenbank
nun noch mehr herausholen. Ziel ist, dem Tierhalter grafi-
sche Vergleiche zwischen biologischer Leistung und medi-
zinischen oder betrieblichen Entscheidungen auszuwerfen.
Denn am Ende des Tages fragt man sich: Was hat die
Betreuung gebracht? Was kostete beispielsweise eine Imp-
fung – und wie wirkte sie sich in der Menge der abgesetz-
ten Ferkel aus? Nathaus möchte auf diese Fragen zukünftig
sehr detaillierte Antworten geben: „Tierärztliche Aufwen-
dungen sind keine Unkosten. Sie sind ein Investment in
die Betriebsgesundheit und damit in den Ertrag – das
wollen wir aufzeigen.“
Bei so viel Technikbegeisterung ist es nur selbstverständ-
lich, dass die monatliche Übertragung zum QS-Antibiotika-
monitoring per Schnittstellenlösung läuft. Im Zuge der
neuen staatlichen HIT-Datenbank und der damit verbunde-
nen tierarztrechtlichen Verantwortung beschäftigt die Praxis
nun eine Vollzeitkraft, die sich ausschließlich um die Da-
tenpflege kümmert. Ein Service, der den Betrieben auch in
Rechnung gestellt wird. Dabei besitzt Rolf Nathaus ein ein-
deutiges Verhältnis zum Antibiotikaeinsatz: „Er ist zu preis-
wert.“ Bestes Beispiel für ihn geben Routinebehandlungen
ab: „Wenn ich regelmäßige Krankenfälle, die beispielsweise
immer drei Tage nach dem Absetzen eintreten, erfolgreich
behandelt habe, dann muss ich den Absprung schaffen. Na-
türlich fordere ich damit das betriebliche Sicherheitsden-
ken, aber diesen Spagat muss ich mit dem Landwirt einfach
schaffen. Routinebehandlungen gehören immer auf den
Prüfstand.“ Diese Position sieht er durch die AMG-Novelle
gestärkt. „Gerade Problembetriebe, um die es dem AMG ja
letztendlich geht, scheuen das Veterinäramt wie der Teufel
das Weihwasser“, weiß er. Aber er weiß stirnrunzelnd auch,
dass Lösungen nicht nur auf Papier, sondern in die Praxis
gehören. Was daraus wird, will er erst mal auf sich zukom-
men lassen.
„Gerade Problembetriebe,
um die es dem AMG
ja letztendlich geht,
scheuen das
Veterinäramt wie der
Teufel das Weihwasser.“
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