Zum
Hofe
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Circoviren. Unter anderem mit einer
Impfung, die Nathaus eine Woche früher
als der vorherige Veterinär gab, bekam
er die Infektion in den Griff. „Das muss
man einfach mal ausprobieren, in vielen
Betrieben haben wir damit positive Er-
fahrungen gemacht“, relativiert der Tier-
arzt. Für Lohmann allerdings steht fest:
Es brauchte einen ausgemachten Spe-
zialisten für Schweine, um den Knack-
punkt zu treffen – und zu lösen. Die
Zahlen geben ihm Recht: Heute sind
seine Verluste im Flatdeck auf 1,5 Pro-
zent gesunken.
Für Rolf Nathaus sind sie ein typischer
Grund für einen Praxiswechsel: ernst-
hafte und langwierige Probleme, die in
einen Stillstand münden. Der endet al-
lerdings meist, wenn der „neue Besen“
schwungvoll kehrt. „Dann finden auch
neue Vorschläge plötzlich Gehör“, weiß
er. So zieht der 45-Jährige in der Be-
standsbetreuung gerne Dritte hinzu, die
eine eigene Expertise zu Futter, Klima
oder Produktion mitbringen. Auch
wissenschaftliche Berater von der Hoch-
schule gehören schon mal dazu. Zu all-
dem muss der Tierhalter aber auch erst
einmal bereit sein. Diagnostik kostet.
„Steigt jedoch der Leidensdruck“, so
Nathaus, „steigt auch die Bereitschaft,
neue Wege einzuschlagen.“ Wichtig für
ihn ist, dass es immer weitergeht, dass
man sich nicht an einem Problem fest-
beißt, sondern Neues ausprobiert.
Damit sein Erfolgsrezept aufgeht, be-
sucht er Betriebe wie den von Heinrich
Lohmann mindestens einmal im Monat.
Rund 30 Schweinehalter stehen in sei-
nem Kalender. Dass sie ihn auch zwi-
schendurch rufen und nicht meinen,
jedes Problem allein in den Griff bekom-
men zu müssen, zählt für ihn zu einer
modernen Zusammenarbeit. „Ein Tier-
arzt muss Bestandsbetreuung können,
ein Betriebsleiter muss sie aber auch
wollen“, bilanziert er und tippt dreimal
kräftig auf die Tischplatte: „Eigentlich
geht es immer um drei Fragen: Was wol-
len wir kurz-, mittel- und langfristig
erreichen?“ Dass sich der schluss-
endliche wirtschaftliche Erfolg nur mit
gesunden Tieren realisieren lässt, liegt
für ihn auf der Hand. Und auch, dass
sich Medizin und Produktionsberatung
an dieser Stelle überlappen: „Man kann
doch keinem Betrieb verwehren, wirt-
schaftlich zu denken.“
„Tierärztliche Aufwendungen sind keine
Unkosten. Sie sind ein Investment in die
Betriebsgesundheit und damit in den Ertrag“.
Nach der monatlichen Visite bleibt manchmal noch Zeit für einen gemeinsamen Kaffee.