Landwirtschaftliches Wochenblatt - Sonderdruck Salmonellen - page 10

Ein Beitrag aus der Wochenblatt-Folge 13/2014
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TIER
Landwirtschaftliches Wochenblatt
Wichtig ist es, die Dimensionen
richtig einzuschätzen: Der alleini­
ge Nachweis einer Salmonelle im
Futter sagt nicht viel über das
Ausmaß der Kontamination aus.
Grundsätzlich findet man bei Sal­
monellennachweisen im Futter
nur sehr geringe Zahlen von hoch­
gerechnet vielleicht 100 Keimen
pro kg Futter. Infizierte Schweine
hingegen können ohne Probleme
auch mal 10
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Salmonellen mit nur
1 g Kot ausscheiden. Das bedeutet
rein rechnerisch, dass 1 g von die­
sem Schweinekot genauso viele
Salmonellen enthält wie 1000 t
Futter. Dessen sollte man sich be­
wusst sein, wenn man über effek­
tive Ansatzpunkte der Salmonel­
lenbekämpfung nachdenkt.
Verbreitung verhindern
Ein gewisses Restrisiko besteht na­
türlich trotzdem. Auch sogenannte
„Selbstmischer“ sollten deshalb so
arbeiten, dass das Risiko einer Fut­
termittelverunreinigung mit Sal­
monellen möglichst gering ist.
In der Vergangenheit wurden zur
Dekontamination (wenn schon
Salmonellen im Futter sind) und
zur Verhinderung einer Rekonta­
mination (wenn damit zu rechnen
ist, dass Salmonellen ins Futter ge­
noch immer wieder auf. Gerade Be­
triebe, die beispielsweise ganz
unverhofft in der QSDatenbank
mit positiven Befunden auffällig
werden, haben schnell das Futter
im Verdacht. Das andere Extrem
sind jene Betriebe, die schon lange
mit dem Problem kämpfen, alle er­
denklichen Maßnahmen etabliert
haben, aber trotzdemnicht „weiter­
kommen“. Auch diese Schweine­
halter vermuten oft das Futter als
Ursache. Das ist durchaus nach­
vollziehbar, aber nur selten zu be­
gründen.
Qualitätssicherungssysteme und
Eigenkontrollen der Unternehmen
in der Mischfutterbranche haben
dazu geführt, dass der Status der
Rohwaren bekannt ist. Präventi­
onsmaßnahmen sind Routine. Die
Nachweisraten von Salmonellen
imMischfutter sind sehr gering. So
waren laut Bundesinstitut für Ri­
sikobewertung im Jahr 2012 (Daten
2014 veröffentlicht) lediglich 6
von 646 Futterproben für Schwei­
ne Salmonellen-positiv (0,9 %).
Zudem finden sich imFutter meis­
tens andere Salmonellentypen als
im Schwein. Im Jahr 2012 handel­
te es sich nur bei einer der sechs
positiven Proben um den für das
Schwein relevanten Typ Salmo­
nella Typhimurium.
langen) häufig organische Säuren
eingesetzt. Diese erweisen sich
auch nach wie vor als sehr wirk­
sam. Neueste Untersuchungen ha­
ben gezeigt, dass zumBeispiel Pro­
dukte, die Ameisensäure, Propi­
onsäure, Natriumformiat bzw.
Kombinationen davon enthalten,
in Konzentrationen von 0,9 bis
1,5%wirksam sind. DieWirksam­
keit ist allerdings in fertigen Futter­
mischungen besser als in protein­
reichen Einzelfuttermitteln wie
Sojaund Rapsextraktionsschrot.
Vorsicht: Infektionsketten
Obman nun als Eigenmischer ein­
zelne Futterkomponenten zukauft
oder mit Alleinfutter arbeitet – es
macht immer Sinn, sich kritisch
mit dem Weg des Futters bis ins
Tier auseinanderzusetzen, um
möglichen Eintragsquellen für
Salmonellen auf die Schliche zu
kommen.
Hat man erst einmal ein Salmonel­
lenproblem im Bestand, wird der
in der Umwelt sehr gut überlebens­
fähige Erreger über alle Wege (Kot,
Staub, Fliegen, Sprühnebel beim
Reinigen usw.) auf dem Betrieb
verteilt. Dabei können die Salmo­
nellen auch ins Futter gelangen,
wenn die Lagerungs und Förder­
einrichtungen es zulassen. Das
kann zum Beispiel das beschädig­
te Silo sein, welches für Schad­
nager zugänglich ist, der offene
Futtertrichter oder eine Salmonel­
lenkontaminierte Radladerschau­
fel, mit welcher die CCMAnnah­
me befüllt wird.
Auf vielen dieserWege können die
Salmonellen imgesamten Bestand
verbreitet werden. Und: Die Auf­
nahme mit dem Futter ist für die
meisten Keime keine schlechte
Option: Durch die Futteraufnahme
ändern sich die Milieubedingun­
gen im Tier. Im Magen zum Bei­
spiel erhöht sich nach demFressen
der pHWert und die Salmonellen
finden dann keine so hohe Barrie­
re vor wie sonst. Dadurch können
sie tiefer ins Tier gelangen.
Überleben im Tier
Die Erreger nutzen verschiedene
Wege ins Schwein. Meistens gelan­
gen die Salmonellen über die
Maulhöhle durch die Speiseröhre
in den Magen, passieren den
Dünndarmund können sich insbe­
sondere imÜbergangsbereich vom
Dünn zum Dickdarm ansiedeln.
Hier findet auch eine Vermehrung
statt. Die Lebensbedingungen für
die Salmonellen im Tier bestim­
In vielen Betrieben wird erfolgreich mit Säuren gegen Salmonellen vorgegangen.
Die Nachweisraten von Salmonellen im Mischfutter sind sehr gering. Trotzdem
sollte das Futter hin und wieder untersucht werden.
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