Landwirtschaftliches Wochenblatt - Sonderdruck Salmonellen - page 8

Ein Beitrag aus der Wochenblatt-Folge 13/2014
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TIER
Landwirtschaftliches Wochenblatt
die Salmonellen auch –was häufig
der Fall ist – in der Sauenherde?
Dazu werden im Flatdeck Kot­
proben in allen Altersstufen ge­
nommen, umzu sehen, inwelchen
Altersgruppen die Salmonellen
vorkommen. Zusätzlich werden
von den schweren Ferkeln Blut­
proben gezogen und auf Salmonel­
lenAntikörper untersucht, da in
diesemAlter die maternalen Anti­
körper verschwunden sind.
In der Sauenherde sind Kotpro­
ben nicht so sinnvoll, da Sauen
meist nur wenige Salmonellen
ausscheiden. Falls aber Sauen mit
Durchfall auffallen, sollte von die­
sen Tieren Kot untersucht werden.
Ansonsten sind bei den Sauen
Blutproben in größerer Anzahl
sinnvoll. So lässt sich nach der
Umsetzung von Maßnahmen spä­
ter durch erneute Untersuchung
der Erfolg beurteilen.
Zusätzlich sollten die Eintrags
und Verbreitungswege der Salmo­
nellen in den bzw. innerhalb des
Betriebes abgeklärt werden. Als
mögliche Eintragsquelle sollten
auch die Jungsauen untersucht
werden. Dazu nimmt man inner­
halb weniger Stunden nach der
Anlieferung Blut und Kotproben
von den Zukauftieren. In den
Zuchtbetrieben liegen normaler­
weise genaue Informationen zum
Salmonellenstatus vor, dameist re­
gelmäßig auf Salmonellen unter­
sucht wird. Man sollte daher ruhig
das Gespräch mit dem Jungsau­
enLieferanten suchen, insbeson­
dere, falls bei der Untersuchung
von Jungsauen nach der Anliefe­
rung auffällige Befunde auftreten.
Auch im Zuchtbetrieb wird mit
Tieren gearbeitet und Salmonellen
können auch hier vorkommen.
Eine völlige Freiheit von Salmo­
nellen kann man also derzeit we­
der von angelieferten Mastferkeln
noch von den Zuchttieren erwar­
ten. Die Jungsauenaufzucht sollte
aber einen möglichst geringen In­
fektionsdruck aufweisen und – der
Schweinemast vergleichbar – sta­
bil in Kategorie I liegen.
Weitere Verbreitungswege wie
Personen, Fahrzeuge, Schadnager,
Fliegen, Insekten oder Gerätschaf­
ten lassen sich durch Proben aus
der Umgebung überprüfen.
Schließlich ist der Erfolg der
Reinigung undDesinfektion durch
Tupferproben aus den sauberen
FlatdeckAbteilen zu kontrollie­
ren. Die dann folgenden Maßnah­
men zur Reduzierung des Salmo­
nellendrucks entsprechen denen
in der Schweinemast. Dabei steht
die Betriebshygiene an erster Stel­
le. Insbesondere sollte man sich
die Laufwege der Schweine und
die der Personen im Betrieb genau
bewusst machen und eventuell
auch kurz skizzieren, wo sich
Wege kreuzen und Erreger übertra­
gen werden können.
Hygieneregeln beachten
Die Versorgung der Tiere sollte im­
mer in der Reihenfolge von „jung“
nach „alt“ erfolgen. Bei Problemen
mit Salmonellen sollten für jedes
Abteil getrennte Schuhe bzw. Stie­
fel getragen werden. Nach jedem
Treiben der Verkaufsferkel sind die
Treibwege sofort zu reinigenund zu
desinfizieren – insbesondere, wenn
über dieselben Wege anschließend
die abgesetzten Ferkel in die Auf­
zucht eingestallt werden.
Personen, die den Stall betreten,
müssen immer erst die Hygiene­
schleuse durchlaufen. Hunde und
Katzen sollten gar keinen Zutritt
zu den Ställen haben. Mit dem
Hoftierarzt ist das Reinigungsund
Desinfektionsregime detailliert
durchzusprechen (Mittelauswahl,
Art der Aufbringung usw.).
Durch die Gruppenhaltung der
Sauen haben die Tiere intensiven
Kontakt untereinander. Wenn es
Salmonellenausscheider
unter
den Tieren gibt, verbreitet sich der
Erreger aber dadurch auch schnel­
ler (Kontakt mit infiziertem Kot).
ImWartesauenstall und in der Fer­
kelaufzucht sollten Kotecken da­
her möglichst vermieden werden.
Auch Schadnager und Fliegen tra­
gen die Erreger weiter undmüssen
intensiv bekämpft werden.
Futter im Blick
Eine große Bedeutung hat auch die
Hygiene bei der Fütterung. Das be­
ginnt schon bei der Futterlagerung,
die keinen „Zutritt“ von Schadna­
gern, Vögeln, Hunden oder Katzen
ermöglichen sollte. Hochsilos
müssen regelmäßig überprüft und
gegebenenfalls gereinigt werden.
Eine gute allgemeine Futterhygie­
ne soll dabei nicht nur die Salmo­
nellenVermehrung einschränken,
sondern auch die Darmgesundheit
stabil erhalten. Der Anmischbehäl­
ter der Flüssigfütterung muss des­
halb täglich kontrolliert und bei
Ablagerungen und Schmierfilmen
entsprechend gereinigt und desin­
fiziert werden. In seltenen Fällen
kann auch das Tränkwasser eine
Eintragsquelle darstellen. Eine re­
gelmäßige Überprüfung der Was­
serhygiene über Wasserproben
oder Tupfer aus den Leitungen ist
daher sinnvoll.
Sowie in derMast haben sich auch
in der Ferkelaufzucht und im
Sauenbereich Maßnahmen über
das Futter bewährt, um das Darm­
milieu für Salmonellen nachteilig
zu gestalten. Neben dem Einsatz
von Säuren im Futter über einen
längeren Zeitraum sind ein hoher
Gerstenanteil im Futter und eine
gröbere Vermahlung sinnvoll.
Eine große Rolle für die Salmo­
nellensituation spielen das Ma­
nagement im Stall und der Ge­
sundheitsstatus der Tiere. Salmo­
nellen werden insbesondere dann
ausgeschieden, wenn die Tiere ge­
stresst sind, zum Beispiel durch
Überbelegung, häufiges Umtreiben
und insbesondere durch Erkran­
kungen. Wenn es eng wird in den
Buchten, werden oft auch die
Fressplätze knapp und der Stress
für die Ferkel nimmt zu.
Den Tierarzt zurate ziehen
Vor allem Darmerkrankungen
können Salmonellen begünstigen.
Aber auch bei Atemwegsoder an­
deren Erkrankungenmuss schnell
der Tierarzt zugezogen werden,
um durch eine gezielte Untersu­
chung und frühzeitige Behand­
lung die Erkrankung weiterer Tie­
re möglichst zu verhindern. Je
nach Krankheitsbild kann ein An­
tibiotikaEinsatz erforderlich sein.
Die Anweisungen des Tierarztes
hinsichtlich Dosierung und An­
wendungsdauer müssen genaues­
tens befolgt werden, um Resisten­
zen zu vermeiden, die leider auch
bei den Salmonellen stark verbrei­
tet sind.
Zudem ist zu bedenken, dass län­
gerfristige Behandlungen mit
Wirkstoffen, die gegen Salmonel­
len schlecht wirksam sind, bei­
spielsweise StreptokokkenMittel,
die Darmflora stören und imDarm
vorhandene Salmonellen begüns­
tigen können. Eine antibiotische
Behandlung gegen die Salmonel­
len selbst ist ausschließlich dann
angezeigt, wenn Tiere daran sicht­
bar erkranken und zum Beispiel
Fieber, blaue Ohren und Durchfall
zeigen. Dazu sollte ein Resistenz­
test erstellt werden.
Bei nur latenter Infektion kann der
AntibiotikaEinsatz sogar die Aus­
scheidung von Salmonellen und
die Resistenzentwicklung fördern!
Impfung als Lösung?
In der Ferkelproduktion besteht
seit ein paar Jahren mit der Imp­
fung eine weitere Möglichkeit, ge­
gen die Salmonellen vorzugehen.
Es gibt auf demMarkt einen Impf­
stoff gegen Salmonella typhimu­
Bei Antibiotikabehandlungen daran denken, dass diese die Darmflora beein-
flussen – und manchmal sogar die Salmonellenvermehrung fördern können.
Auf den Punkt gebracht
Salmonellen kommen auch
in der Ferkelerzeugung und in
der Jungsauenvermehrung vor.
Besonders unter Stress schei-
den die Tiere Erreger aus.
Aber auch durch Antibiotika-
behandlungen anderer Erkran-
kungen verschafft man manch-
mal den Salmonellen ungewollt
einen „Wettbewerbsvorteil“.
Mit
Hygienemaßnahmen
lässt sich die interne Erregerver-
schleppung unterbrechen.
Es gibt die Möglichkeit der
Schutzimpfung. Diese allein
führt aber noch nicht zumErfolg.
Bei der Salmonellenbekämp-
fung imSauenbetrieb ist Geduld
gefragt. Wenn alle an einem
Strang ziehen, lassen sich die
Probleme jedoch lösen.
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