Landwirtschaftliches Wochenblatt - Sonderdruck Salmonellen - page 11

Ein Beitrag aus der Wochenblatt-Folge 13/2014
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34 / 2014
Landwirtschaftliches Wochenblatt
TIER
viele gute Möglichkeiten, Misch­
futter mit einer Futterstruktur für
spezielle „Anlässe“ herzustellen.
Die Infektionsmechanismen bei
Salmonellenproblemen sind je­
doch komplex. So spielt die Tier­
gesundheit eine große Rolle. Oft
profitieren die Salmonellen von
parallelen Allgemeinerkrankun­
gen, womöglichmit antibiotischer
Behandlung.
Zu den unangenehmen Eigen­
schaften der Salmonellen gehört es
zudem, dass sich Schweine nicht
nur über den MagenDarmTrakt
infizieren. Die Erreger können zum
Beispiel auch über bestimmte Tei­
le des Atemtraktes ins Tier gelan­
gen. Die Mandeln sind eine gute
Eintrittspforte. Das heißt, dass sich
ein Tier auch bei bester Ma­
genDarmGesundheit mit funkti­
onierendenAbwehrbarrieren über
andere Wege mit Salmonellen in­
fizieren kann, wenn genügend Sal­
monellen in der Umgebung des
Tieres vorhanden sind. Deshalb
muss der Salmonellendruck in der
Umgebung der Tiere minimiert
werden (Ausscheidungen reduzie­
ren, Hygieneanstrengungen ver­
stärken).
Über die Fütterung müssen die
Schweine dann so unterstützt wer­
den, dass sie möglichst unemp­
fänglich für Salmonelleninfektio­
nen sind.
Es gilt aber nach Möglichkeit alle
Ansatzpunkte der Salmonellenbe­
kämpfung simultan zu verfolgen
und sich keinesfalls nur auf die
Tierernährung zu verlassen: Diese
allein kann das Problem nicht lö­
sen. Alle Beteiligten im Verbund
können das jedoch sehr wohl
schaffen.
Prof. Dr. Christian Visscher,
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Auf den Punkt gebracht
Über die Fütterung lässt sich
einiges tun, um Salmonellen zu-
rückzudrängen.
Bei Problemen arbeiten viele
Betriebemit Säurezusätzen zum
Futter. Als alleinige Maßnahme
reicht das aber auf Dauer oft
nicht aus.
Vielmehr muss das „Instru-
ment“ Futter genutzt werden,
um die Lebensbedingungen für
Salmonellen im Tier möglichst
„ungemütlich“ zu gestalten.
Die Fütterung allein kann es
aber nicht „richten“. Vielmehr
müssen beim Kampf gegen die
Salmonellen alle Beteiligten zu-
sammenwirken.
Magenbarriere wird gestärkt. Im
Magen wird es an den „entschei­
denden“ Stellen zudem saurer.
Bei Schrot ist die Durchflussrate
reduziert, es gibt mehr Milchsäu­
rebildner und logischerweise
auch eine höhere Milchsäurekon­
zentration. So gelangen weniger
Salmonellen durch den Magen
hindurch in den Dünndarm.
Das schrotförmige Futter hat aber
in puncto Salmonellenbekämp­
fung noch einen weiteren Vorteil:
Bei diesem ist die Stärke weniger
erhitzt, und daher nicht so leicht
verdaulich. Daher gelingt es, einen
Teil der mit dem Futter aufgenom­
menen Stärke unverdaut durch
den Dünndarm zu schleusen, da­
mit diese „beständige Stärke“ erst
von den Mikroben im hinteren
Darmbereich abgebaut wird. Dort
entstehen vermehrt bestimmte
flüchtige Fettsäuren (vor allem
Buttersäure), die gut für die Darm­
schleimhaut sind und schlecht für
die Salmonellen.
Um die Salmonellen über das Fut­
ter noch weiter „auszuhungern“,
sollten die Eiweißträger im Futter
optimal zerkleinert werden, damit
diese nach Möglichkeit komplett
im Dünndarm resorbiert werden.
Siebanalyse nutzen
In der Praxis empfiehlt sich in Pro­
blembeständen immer eine Sieb­
analyse, um zu überprüfen, ob die
Partikelstruktur für den angestreb­
ten Zweck wirksam ist. Die Futter­
mittelindustrie hat in den vergan­
genen Jahren ihre Hausaufgaben
weitgehend gemacht. Es gibt heute
men dann, wie umfangreich und
wie lange sie ausgeschieden wer­
den. Über die Fütterung kann man
daher versuchen, das Umfeld für
dieSalmonellenmöglichstschwie­
rig zu gestalten. Das kann bei­
spielsweise durch den Einsatz von
organischen Säuren oder über eine
gröbere Futterstruktur erfolgen.
Mit dem Einsatz organischer Säu­
ren verfolgt man den Zweck, die
Magenbarriere zu unterstützen,
sodass weniger Salmonellen die
Magenpassage überstehen. Säuren
sind sowohl als Einzelsäuren als
auch in Form von Kombinations­
produkten auf demMarkt. ImPrin­
zip können die Säuren verwendet
werden, die auch für die Hygieni­
sierung/Konservierung des Futters
eingesetzt werden.
Was Säuren bringen
Gewünschte Effekte auf die Salmo­
nellenausscheidung sind von vie­
len Säuren bekannt. Historisch be­
trachtet, sind die Erfahrungen mit
Ameisensäure vermutlich die äl­
testen. Unterschiede bestehenmit­
unter in der Akzeptanz beim Tier,
wenn höhere Konzentrationen ein­
gesetzt werden sollen. In der Pra­
xis sind die Grenzen auch schon
mal bei 0,8 % Ameisensäure im
Trockenfutter erreicht. Einzelne
Säuren wurden in Studien aller­
dings auch in höheren Konzentra­
tionen eingesetzt. Konzentratio­
nen von 2,8%Milchsäure senkten
zum Beispiel die Salmonellenbe­
lastung von Ferkeln deutlich.
Bei Flüssigfütterungstechnik und
Verwendung bestimmter Kompo­
nenten können im Futter auch
ohne Zusatz durch natürliche Pro­
zesse Milchsäurekonzentrationen
von bis zu 3%erreicht werden (be­
rechnet auf das trockene Futter).
Der Knackpunkt beim Säure­
einsatz ist aber erfahrungsgemäß
oftmals der falsche Zeitpunkt einer
diätetischen Maßnahme oder die
mangelndeAusdauer inder Durch­
führung. Nicht ganz vergessen
sollteman auch, dass Säuren in der
Regel die Proteinverdaulichkeit
verbessern. Das ist zusätzlich po­
sitiv, weil das ansonsten imDünn­
darm unverdaute Protein in den
Dickdarm gelangt und dort die Le­
bensbedingungen der Salmonellen
verbessert.
Futterstruktur im Blick
Zusammenhänge zwischen der
Salmonellenbelastung imTier und
der Futterstruktur wurden schon
Anfang der 1980erJahre in
Deutschland hergestellt; die Dä­
nen haben die Erkenntnisse ver­
mutlich als Erste systematisch ge­
nutzt: Sogenannte Hofmischer
bzw. Betriebemit Flüssigfütterung
hatten meistens seltener oder zu­
mindest geringere Salmonellen­
probleme.
Woran liegt das? Wie hat man sich
das vorzustellen? Nun, wenn
schrotförmiges Futter zum Ein­
satz kommt, ist der Inhalt des Ma­
gens nicht so flüssig wie bei Ein­
satz von gebröseltem oder pelle­
tiertem Futter. Dadurch bleiben
die normalerweise imMagen vor­
herrschenden pHWertUnter­
schiede aufrechterhalten und die
Sind Salmonellen unbemerkt ins Futtersystem gelangt, werden sie schnell im gesamten Betrieb verteilt.
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