Landwirtschaftliches Wochenblatt - Sonderdruck Salmonellen - page 5

Ein Beitrag aus der Wochenblatt-Folge 13/2014
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33 / 2014
Landwirtschaftliches Wochenblatt
TIER
Stiefelhygiene
Nicht immer ist die komplette Um-
setzung eines Farbkonzeptes je-
doch so einfach möglich. Insbe-
sondere in älteren gewachsenen
Betrieben gestaltet sich der Wech-
sel des Schuhwerks häufig schwie-
rig, vor allemwenn dort auch noch
verschiedene Personen mit unter-
schiedlichen Schuhgrößen am
Werk sind. Um trotzdem eine Un-
terbrechung von Infektionsketten
zu erreichen, müssen die Stiefel re-
gelmäßig möglichst mit einem
Wasserschlauch mit Euterbrause
gereinigt werden. Regelmäßig
heißt in diesemFall übrigens, dass
die Reinigung immer dann erfolgt,
wenn man von draußen in den
Stall kommt oder von einer älteren
wieder zu einer jüngeren Alters-
gruppe wechselt – oder eben im
Optimalfall jedes Mal bei Verlas-
sen eines Abteils.
Die vielfach verwendeten Stiefel-
reiniger sind hygienisch kritisch
zu beurteilen, da sich dort meis-
tens reichlich Keime ansammeln.
Die alleinige Anbringung von Des-
infektionsbecken ist ebenso frag-
würdig, da ein schmutziger Stiefel
nicht zu desinfizieren ist und die
Lösung schnell verschmutzt. Au-
ßerdem werden die benötigten
Einwirkzeiten häufig nicht er-
reicht. Daher gilt: Ein gut gereinig-
ter Schuh/Stiefel ist mehr als nur
die halbe Miete bei der Unterbre-
chung von Infektionsketten und
die regelmäßige Reinigung sorgt
dafür, dass sich Schmutz problem-
los aus dem Profil entfernen lässt.
Schadnager bekämpfen
Ein wichtiger Punkt, um die Erre-
gerverschleppung zu reduzieren,
ist die intensive Schadnager- und
Fliegenbekämpfung. Fliegen tra-
gen vor allem zur Ausbreitung in-
nerhalb des Betriebes bei,
indemsie in der Gülle brü-
ten, überleben und sich
von dort verbreiten.
Schadnager – und hier ins-
besondere Ratten – legen
dagegen weite Strecken
zurück und schleppen
verschiedenste Erreger
aus anderen Betrieben ein.
Gerade Salmonellen- und
Dysenterie-Probleme ste-
hen häufig imZusammen-
hang mit einer hohen
Schadnagerbelastung,
aber auch Tierseuchenwie
die Schweinepest können
über Nager eingeschleppt
werden.
Es hat sich in vielen Be-
trieben bewährt, die
Schadnagerbekämpfung
in professionelle Hände
abzugeben, um die regel-
mäßige Überprüfung und
Nachlegung der Köder so-
wie die Auswahl der rich-
tigen Köderstellen zu ge-
währleisten. Dabei muss
imAußenbereich des Stal-
les intensiv geködert wer-
den, damit die Nager gar
nicht erst in den Stall gelangen
und im Tierbereich möglichst we-
nig Köder eingesetzt werden müs-
sen. Auf jeden Fall müssen die Kö-
der für andere Tiere und für Men-
schen (Kinder!) unzugänglich
ausgelegt werden.
Die Schlupflöcher der Nager müs-
sen verschlossen und Rückzugsor-
te beseitigt werden. Damit sind die
sogenannten „Baustofflager“ oder
Gerümpel-Ecken gemeint, die bei
genauerem Hinsehen auf fast je-
demBetrieb zu finden sind. Häufig
wird auch die Hofkatze als Schad-
nagerbekämpfer genannt. Doch
unabhängig davon, dass eine Katze
nur eine begrenzte Anzahl Mäuse
pro Tag frisst, kann sie durch das
Fressen salmonellenhaltiger Nager
selbst zum Ausscheider werden.
Generell gilt also, dass Hunde und
Katzen imSchweinestall nichts zu
suchen haben.
Bei der Fliegenbekämpfung spielt
neben der Bekämpfung der adul-
ten Fliegen auch die Bekämpfung
der Larven unter den Spalten eine
große Rolle, denn dort spielen sich
90 % des Geschehens ab. Und für
gut genüchterte Ferkel kann ein
Haufen Fliegenmaden eine Verlo-
ckung sein, bevor die erste Fütte-
rung im neuen Stall erfolgt.
Besondere Vorsicht ist auch gebo-
ten, wenn Gerätschaften wie bei-
spielsweise das Güllefass überbe-
trieblich verwendet werden. Man
sieht schließlich nicht, was in der
Gülle von anderen Betrieben so al-
les drinsteckt.
Vor der Neubelegung
VorjederNeubelegungdesSchwei-
nestalles bzw. -abteiles muss eine
gründliche Reinigung und Desin-
fektion erfolgen. Das ist nicht nur
aus hygienischer Sicht sinnvoll,
sondern sogar in der Schweinehal-
tungshygiene-Verordnung für Be-
triebe nach Anlage 3 (mehr als 150
Sauen oder 700Mastplätze) gesetz-
lich vorgeschrieben. Neben den
Stallungen selbst sind auch immer
die Treibwege, die Verladerampe
sowie alle im Stall verwendeten
Gerätschaften wie Treibbretter,
Treibpaddel, Besen, Schaufel usw.
mit einzubeziehen. Auch die Tier-
waage und Transportfahrzeuge,
die imBetriebsalltag häufig verges-
sen werden, sind nach jedem Ge-
brauch zu reinigen und zu desinfi-
zieren.
Eines vorweg: ImKampf gegen die
Salmonellen und andere Krank-
heitserreger wirdmit Chemikalien
gearbeitet. Der Anwender sollte
daher nur mit geeigneter Schutz-
kleidung arbeiten.
Für eine erfolgreiche Hygiene-
arbeit müssenWasser, Reinigungs-
und Desinfektionsmittel an alle
Stellen des zu reinigenden Abtei-
les gelangen. Vor der Reinigung
sollte deshalb alles, was raus kann,
aus den Abteilen entfernt werden.
Gleiches gilt für den Gang. Dieser
ist keinesfalls als Abstellraum zu
nutzen, da eine ordentliche und
regelmäßige Reinigung der Treib-
wege erfahrungsgemäß nur dann
durchgeführt wird, wenn nicht zu-
nächst der komplette Haus- oder
besser „Stallrat“ umgeräumt wer-
den muss.
Staub, der sich auf Rieseldecken
ablagert, muss – sofern möglich –
bereits vor dem Einweichen ent-
fernt werden, da er sonst feucht
wird und sich nicht mehr wegpus-
ten lässt. Gleiches gilt für die Ab-
luftkanäle. Häufig sammeln sich
dort massive Schmutzverkrustun-
gen, die irgendwann abbröckeln
und dann direkt in den Tierbereich
gelangen. Sofern es die Technik er-
laubt, kann der Abluftkanal auch
mit einer Teleskoplanze am Hoch-
druckreiniger gereinigt werden.
Dies ist sicher eine unangenehme,
aber eine sehr effektive Arbeit. In
den Abteilen folgt auf die Räu-
mung und grobe Reinigung dann
das Einweichen der Stallungen
über mindestens sechs bis acht
Stunden. Wer keine Einweich-
anlage besitzt, der kann für diesen
Zweck einen Rasensprenger um-
funktionieren. Dabei sollteman je-
doch darauf achten, dass dieser ge-
gebenenfalls umgestellt wird,
wenn sonst nicht alle Ecken er-
reicht werden können.
Am besten mit Schaum
Nach dem Einweichen erfolgt die
Reinigung. Und so, wie zum Spü-
len einer Bratpfanne das Spülmit-
tel gehört, so sollte auch im Stall
ein Reinigungsmittel verwendet
werden, das den Fett- und Eiweiß-
film aufbricht und so erst ermög-
licht, dass die anschließende Des-
infektion vollständigwirken kann.
Ansonsten werden Keime, die un-
ter diesemFilm sitzen, vomDesin-
fektionsmittel nicht erreicht. Der
Reinigungsschaum wird mit einer
Schaumlanze auf demHochdruck-
reiniger ausgebracht. Hierbei soll-
ten auch der Bereich über Kopf, die
Gänge, Wände sowie Gerätschaf-
Oft macht es Sinn, die Desinfektionslösung
zunächst in einem Vorratstank anzusetzen.
Wenn neugierige Ferkel nach der Einstallung salmonellenhaltige Fliegenmaden
aufnehmen, schließt sich sofort der Infektionskreis.
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