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QS liefert einen Wettbewerbsvorteil

Langfassung des Interviews mit HDE-Präsident Josef Sanktjohanser (qualitas Frühjahr_2021)

HDE-Präsident Josef Sanktjohanser hat QS als Mitglied des REWE-Vorstands und Vorsitzender der QS-Gesellschafterversammlung viele Jahre lang begleitet. Ein Gespräch über rationale Kriterien und emotionale Debatten.

Josef Sanktjohanser ist seit Dezember 2006 Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE) und Gesellschafter der Rewe Petz GmbH. Von 2004 bis 2012 war er Vorstandsmitglied der REWE Group. Bei der QS Qualität und Sicherheit GmbH war er von 2007 bis 2011 Vorsitzender der Gesellschafterversammlung. Gemeinsam mit Franz-Josef Möllers, dem Ehrenpräsidenten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands, initiierte er mit QS im vergangenen Herbst den „Preis für partnerschaftliches Handeln“, der wegweisende Kooperationsprojekte zwischen Landwirtschaft und Lebensmittelhandel auszeichnen soll.

Josef Sanktjohanser ist seit Dezember 2006 Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE) und Gesellschafter der Rewe Petz GmbH. Von 2004 bis 2012 war er Vorstandsmitglied der REWE Group. Bei der QS Qualität und Sicherheit GmbH war er von 2007 bis 2011 Vorsitzender der Gesellschafterversammlung. Gemeinsam mit Franz-Josef Möllers, dem Ehrenpräsidenten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands, initiierte er mit QS im vergangenen Herbst den „Preis für partnerschaftliches Handeln“, der wegweisende Kooperationsprojekte zwischen Landwirtschaft und Lebensmittelhandel auszeichnen soll.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht das Verhältnis der Akteure in der Lebensmittelkette durch QS verändert?

Josef Sanktjohanser: Für mich ist prägend, dass ich mehr Einblick und damit auch mehr Verständnis für die Belange in der Kette erhalten habe. Wir haben immer wieder diskutiert, wie wir über das Prüfzeichen von QS auch näher an die Interessen der Verbraucher kommen. Diese Diskussionen sind noch nicht beendet, aber sie sind heute nachgeordnet. Das Wichtigste ist, dass wir im Zusammenwirken der einzelnen Stufen Problemthemen identifizieren, die sehr wohl für den Verbraucher bedeutend sind.

Neben der Ursprungsidee, dass man Lebensmittel- und Fleischskandale durch entsprechende Verfahren früh identifiziert und auf diese Weise nicht nur eine Präventivwirkung erreicht, sondern auch einen gewissen disziplinierenden Effekt, ist die Prozessoptimierung in der Kette ein entscheidender Faktor, um zugesicherte Eigenschaften auch wirklich zu gewährleisten. Ich glaube sogar eher, dass QS dort noch unter seinen Möglichkeiten bleibt.

 

Wie meinen Sie das?

Das System hat ein Alleinstellungsmerkmal im internationalen Vergleich, indem die gesamte Lieferketten genau in diesem hoch heiklen Feld der Lebensmittel vom Acker bis zum Teller, oder Farm to Fork, wie es ja im EU-Projekt heißt, heute gemeinsam agiert. Diesem Thema wird noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet als früher. Die Kommunikation und Sichtbarkeit dieser Organisation ist dabei enorm wichtig.

Ich sehe das auch bei meinen Erfahrungen auf dem politischen Feld. Da sind wir in extremen Diskussionen mit der Politik, mit den Landwirten. Die Aktionen, die wir zurzeit erleben, drücken eine hohe Unzufriedenheit aus mit dem, was ist. QS ist da die reale Plattform, die das Ganze operationalisiert. Innerhalb der Prozesskette können wir uns wesentlich besser abstimmen über das, was an Wünschen an uns herangetragen wird und das, was im Sinne der Verbraucher effizient ist.

 

Wie wichtig sind die Verbraucherinteressen?

Sie sind nicht nur bezogen auf das Produkt, die Qualität, die Sicherheit und den Preis maßgebend, sondern auch enorm emotional besetzt. Ich nehme das Thema Gentechnik: Niemand weiß, welche gentechnischen Implikationen auf die Gesundheit bestehen. Man ist sich aber darüber im Klaren, dass große Teile der Verbraucher das Thema allein schon vom Gefühl her kritisch sehen. Wenn jetzt der Wunsch nach gentechnikfreien Produkten kommt, dann müssen bestimmte Produkteigenschaften in der Prozesskette gesichert werden.

 

Wie beurteilen Sie die Sicht der öffentlichen Seite auf QS?

Zunächst einmal gibt es auf allen Seiten das objektive Ziel bestimmte Produkteigenschaften zu garantieren. Darüber hinaus ist es eine rein technische Frage: Wie stellt man diese fest? Eine elementare Forderung findet vergleichsweise zu wenig Gehör: Es müsste eine stärkere Verzahnung geben zwischen der privatwirtschaftlich organisierten Kontrolle und der behördlichen. Die behördliche existiert, aber letztlich nie in einer solchen Effizienz und Stringenz wie bei QS.

Es wäre wünschenswert, wenn die Politik anerkennen könnte, was durch QS für die gesamte Lieferkette wettbewerbsneutral organisiert wird. Die Politik bräuchte sich dessen nur zu bedienen, ohne dass der Eindruck von Günstlingswirtschaft entstehen könnte. Diese Organisation ist unverdächtig neutral. Ein großes politisches Ziel, nämlich die Sicherheit der Lebensmittelprodukte zu gewährleisten, wird erreicht, und zwar in dem Fall von einem privatwirtschaftlich getragenen System.

 

Warum gelingt es nicht, Politik davon zu überzeugen, dass QS an vielen Stellen hilfreich sein könnte?

Ich denke, dass das Thema von politischer Seite bisher nicht aufgegriffen wurde, weil man in föderalen Strukturen gefangen ist. Der Bund sagt, das ist Ländersache. Und die Länder und die Behörden sagen: Das ist eine hoheitliche Aufgabe. Ich glaube nicht, dass es an der fehlenden Kompetenz von QS liegt, oder an der höheren Kompetenz von Behörden.

Im direkten Gespräch erfahre ich sehr viel Interesse und Anerkennung. Dennoch gelten die hauptamtlichen Verbandsvertreter zu sehr als Funktionäre von Interessengruppen. Das stimmt allerdings im Sinne einer Spitzenverbandsvertretung so nicht. Wir kämpfen ja für einen ganzen Wirtschaftszweig. Kommt es allerdings zu solchen Fundamentalereignissen wie damals BSE: Da saßen plötzlich alle in einem Boot. Die Politik wollte unbedingt eine Verminderung der Lebensmittelskandale, und war dann über die CMA Mitinitiator der Initiative. Die Akteure hatten einen Blick für das dringend Notwendige. So ist es zu der Initiative für QS gekommen.

 

Kann QS als neutrale Plattform helfen, Konflikte zu lösen?

QS ist genau das Instrument, um dafür Aussichten zu bieten. Im Falle der aktuellen Proteste können wir den Landwirten sagen: Wir haben hier eine gemeinsame Organisation, die hilft am Ende dem Landwirt. Sie verschafft ihm Klarheit darüber, mit welchen Methoden und mit welchen Sanktionsmechanismen alle gleich behandelt werden im Sinne der Kontrolle und der Erfüllung von gesetzlichen oder freiwilligen Vorgaben. Das dient der Verkehrssicherheit der Lebensmittel, die er produziert. Daran muss der Landwirt ein originäres Interesse haben. Und im europäischen Binnenmarkt und im globalen Markt verschafft es zudem einen Wettbewerbsvorteil.

 

Und aus Sicht des Lebensmittelhandels?

Man kann sich als Lebensmittelhändler auf QS verlassen. Die Gewähr ist ein Wettbewerbsvorteil für die deutschen Erzeuger zum besseren Verkauf in die deutsche Lebensmittelindustrie und den deutschen Handel. Das betone ich immer wieder, auch in den aktuellen politischen Diskussionen. QS steht Pate für ein System, das zu mehr Sicherheit, Effizienz, höherer Wirtschaftlichkeit und am Ende auch zu besseren Gewinnerzielung für die Landwirtschaft beiträgt.

 

Nicht in allen Themen kann oder will der Handel nach außen geschlossen auftreten. Bietet QS die Möglichkeit auf einer anderen Ebene zu diskutieren?

Absolut. Ich beobachte auch, dass das Interesse, QS als Gütesiegel anzusehen und herauszustellen, sich im Handel wieder verstärkt. Das heißt aber im Umkehrschluss, dass die großen marktmächtigen Händler darauf verzichten, bestimmte Themen zur Wettbewerbsdifferenzierung zu nutzen. Das ist eine einschränkende Selbstverpflichtung, aber im Sinne der Sicherheit, der Qualität und der Effizienz von Produktionsprozessen ist das sehr viel Wert. Da rücken wir im Moment wieder etwas näher zusammen. Die Kooperation von QS mit anderen Qualitätssicherungssystemen in der Europäischen Union ist auch ein Vorzug. Da treibt die Marktstärke der deutschen Einzelhändler die Produktsicherheit und die Vermeidung von Lebensmittelskandalen in Europa.

 

Wird QS von Verbrauchern auch in seiner Bedeutung wahrgenommen? Oder ist das gar nicht wichtig?

Aus Sicht von QS und den Teilnehmern der Lieferkette und vor allem des Einzelhandels ist es nicht egal, dass die Kunden darauf keine so hohe Aufmerksamkeit haben. Oder anders ausgedrückt: QS ist nicht etabliert als Marketinglabel, oder als Kennzeichnung eines Produktes mit besonderer Qualität. Das darf es auch nicht. Es muss so bleiben wie es ist, weil wir nicht Schwarzwaldidylle oder ein bestimmtes Produktionsverfahren verkaufen. Jetzt setzt die Frage an: Wäre es nicht wünschenswert, dass der Verbraucher die Wahrnehmung hat: Wenn ich Produkte mit dem QS-Prüfzeichen kaufe, habe ich die Gewähr, dass ich ein sicheres Produkt kaufe im Sinne der ausgelobten Eigenschaften?

Die Politik darf ein solches System nicht vorgeben. Sie kann nicht den deutschen Markt schützen, das wäre Protektionismus und ist auch im Sinne des europäischen Gedankens nicht vorstellbar. Ebenso wenig ist denkbar, dass wir die Landwirtschaft nur auf inländische Nachfragebedürfnisse ausrichten - da bin ich Freigeist. Der Wandel der Landwirtschaft hin zu mehr Regionalität und der Reduzierung der Exportlastigkeit ist ein wichtiges politisches Thema, dass die Politik aber nicht mit protektionistischen Hürden beantworten darf. Wenn die Wirtschaft in dieser Hinsicht Schwerpunkte setzt, auch um die eigene Lieferkette im deutschen Binnenmarkt zu stärken, ist das völlig legitim, weil sie damit auch der Verbraucherneigung entgegenkommt. Das wäre klar vom Verbraucherinteresse her gedacht.

Als Händler beobachte ich: Die Befindlichkeit der deutschen Verbraucher ist geprägt vom Maßstab ethisch-moralischen Konsums. Das ist ein großes Wort. Der Kunde will das, auch wenn er, wie wir alle wissen, ambivalent handelt. Er will beispielsweise alles tun, damit Tierwohl gewährleistet ist. Wir bedienen also mit unserem System das, was Verbraucher wollen, unabhängig vom Motiv oder der Weltanschauung. Es löst manches Problem im Kopf, wenn man nicht in Ideologien denkt. QS sichert das ab in einer rationalen, hocheffizienten Art und Weise. Da werde ich dann wieder Missionar und sage: Wir müssen viel mehr Produkte mit QS labeln und das auch den Kunden kommunizieren: Es handelt sich nicht um ein Premiumprodukt im Sinne der Qualitätsstufe, aber das Produkt mit QS-Prüfzeichen ist besser, weil sicherer. Der Kunde hat die Gewähr, dass das, was draufsteht, auch drin ist.


Vielleicht ist das zu selbstverständlich geworden in 20 Jahren durch die Stärke des Systems. Kann das zum Risiko werden?

Die hohe Selbstverständlichkeit führt dazu, dass man nicht mehr so deutlich darauf hinweist und es umgekehrt nicht mehr genügend wertschätzt. Alle unsere Aktivitäten gehen aber in die Richtung, den Wert und die Bedeutung dieses gemeinsamen Systems wieder deutlicher herauszustreichen, etwa durch den Preis für Partnerschaftliches Handeln gemeinsam mit dem Bauernverband. Wir können diese Gefahr eindämmen, auch von Verbands- und Unternehmensseite. In diese Richtung haben die großen Handelsunternehmen einen richtigen Schub bekommen: Sie sehen QS inzwischen auch international als wertvolles Instrument.


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